Thorbjørn Jagland
Der norwegische Politiker Thorbjørn Jagland kann eine erfolgreiche politische Karriere vorweisen. Doch nun musste er einen herben Rückschlag einstecken und wurde auf einen seiner Posten nicht wieder gewählt.
Thorbjørn Jagland begann seine politische Karriere in der sozialdemokratischen Arbeiderpartiet, deren Vorsitz er auch über zehn Jahre übernahm. In den Jahren 1996 und ′97 war er sogar norwegischer Ministerpräsident, im Jahr 2000 Außenminister des Landes und zwischen 2005 und 2009 Präsident des Stortings. Thorbjørn Jagland, der sich schon lange für ein vereinigtes und erfolgreiches Europa einsetzt, ist auch über die Grenzen Norwegens politisch gefragt. So ist er seit 2009 Generalsekretär des Europarates und wurde letztes Jahr auch in dieses Amt wiedergewählt.
Doch in den letzten Wochen sorgte er aufgrund eines anderen, eigentlich nicht politischen, Amtes für Schlagzeilen. Seit 2009 ist Jagland Leiter des Komitees zur Vergabe des Friedensnobelpreises, welches in den letzten Jahren stark kritisiert wurde. Unter anderem wurde die Vergabe an Barack Obama im Jahr 2009 und an die Europäische Union im Jahr 2012 angezweifelt. Auch die Auszeichnung des chinesischen Regimekritikers Liu Xiaobo (2010) wurde mit einem kritischen Auge betrachtet. All diese Vergaben fanden während der Amtszeit Jaglands statt. Immer wieder musste er sich rechtfertigen für die Entscheidungen des Komitees. Nun musste er anscheinend die Konsequenzen dafür in Kauf nehmen. Anfang März dieses Jahres wurde der 64-Jährige nach sechsjähriger Amtszeit nicht zum Vorsitzenden wiedergewählt. Er ist nun nur noch ein einfaches Mitglied des Komitees.
Eine offizielle Begründung für die Absetzung Jaglands gab es seitens des Komitees nicht. Allerdings gibt es verschiedene Vermutungen. Auf der einen Seite sehen viele die fragwürdigen Entscheidungen des Komitees als Grund für die „Degradierung“. Auf der anderen Seite wird eine zunehmende Politisierung der Entscheidungsfindung des Komitees genannt. Die Mitglieder des Komitees werden in Norwegen nämlich durch das Storting gewählt. Zwar erklären diese sich für politisch unabhängig, trotzdem sieht man dem ganzen eher kritisch entgegen. Die Absetzung Jaglands wird auch als Versuch gedeutet, sich China wieder anzunähern, denn nach der Vergabe des Friedensnobelpreises im Jahr 2010 an Xiaobo stand das norwegisch-chinesische Verhältnis unter Spannung. Aber dies sind natürlich nur Vermutungen. Fest steht, dass die Nachfolgerin des norwegischen Sozialdemokraten Karin Cecilie (Kaci) Kullman Five ist, die sich noch bis vor kurzem in der Partei Høyre engagiert hat, der konservativen, mitte-rechts-orientierten Partei. Wir dürfen gespannt sein, auf die nächsten Entscheidungen des Friedensnobelpreiskomitees im Dezember.
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Die norwegische Seemannskirche
Die Geschichte der norwegischen Seemannskirche begann am 31. August 1864 in Bergen. Zehn Männer gründeten auf Initiative von Johan Cord Harmes Storjohann einen evangelischen Verein für skandinavische Seemänner in fremden Häfen.
Während eines Studienaufenthaltes in Schottland, ist Storjohann in Leith mit einigen norwegischen Seeleuten in Kontakt gekommen, und hat festgestellt, dass diese Menschen während ihrer Reisen Unterstützung ihrer heimischen Kirche benötigen.
Im Sommer 1864 ist er zurück nach Bergen gekommen und legte die Angelegenheit der Generalversammlung der norwegischen Missionsgesellschaft vor. Die Verantwortlichen winkten sein Vorhaben jedoch direkt ab. Aus diesem Grund suchte sich Storjohann gleichgesinnte und gründete zusammen mit ihnen die Organisation am 31. August in der Øvregaten in Bergen.
Im Herbst 1865 eröffnete in Leith die erste Station der Seemannsmission. Noch im selben Jahr sind Stationen in North Shields und Antwerpen hinzugekommen. Kurz danach folgten weitere Stationen und die Seemannspriester bekamen den vollen Status einer Kirche, unter der Aufsicht des Bischofs von Bjørgvin, zugesprochen.
Neben den regulären Gottesdiensten und anderen kirchlichen Aufgaben, hat die norwegische Seemannskirche von Anfang an viel Wert darauf gelegt Schiffsbesuche, Hausbesuche und Krankenbesuche abzuhalten. In Verbindung mit dem Kirchenraum, wurden Lesesäle etabliert, in denen es möglich ist Feste zu feiern, Bücher zu lesen oder Briefe nachhause zu schreiben. Es folgte die Tradition, zusammen mit dem Verein der Seemannsmission in Norwegen, Weihnachtsgeschenke an die Seeleute zu versenden, welche sich bis heute durchgesetzt hat. Jedes Jahr versendet die norwegische Seemannskirche rund 30.000 Weihnachtsgeschenke mit Briefen.
Die Zwischenkriegszeit wurde vor allem dadurch geprägt, dass nur wenige Kirchen gegründet wurden. Während des zweiten Weltkrieges erntete die Seemannskirche viel Anerkennung für ihren Mut, ihr Durchhaltevermögen und dem Beistand für in den Krieg involvierte Norweger. Da mit der Zeit immer mehr Norweger verreisten, nahm auch die Arbeit für die Seemannskirchen immer mehr zu. 1970 wurde die Kirche zunächst von Norwegens Bischöfen dazu aufgefordert, deren kirchliche Dienste auszuweiten, um auch den Norwegern beizustehen, die sich im Ausland aufhalten, allerdings nicht zur See fahren. 1990 weitete die Organisation schließlich ihre Dienste und ihren Namen aus. Seit dem trägt die Kirche den Zusatz „Norsk kirke i utlandet“, „Norwegische Kirche im Ausland“. 2003 änderte die Kirche ihren Namen von Sjømannsmisjon/Norsk kirke i utlandet zu Sjømannskirken – Norsk kirke i utlandet.
Die Kirche ist heute nicht mehr nur ein Anlaufpunkt für Seeleute, sondern auch für Urlauber, Studenten, Au Pairs und viele mehr. Es finden über das Jahr verteilt regelmäßig Veranstaltungen statt. Der Höhepunkt ist jedes Jahr der norwegische Nationalfeiertag am 17. Mai. In Deutschland gibt es in Berlin und Hamburg eine Kirche und es sind neben Norwegern auch immer Norwegen-Freunde herzlich willkommen.